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Milizsystem trifft Millionenbudget - Weshalb das Schulpräsidium Führungserfahrung braucht

  • andreadibiase
  • 5. Nov. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 22. Dez. 2024

Im Vorfeld der bevorstehenden Wahlen für das Schulpräsidium werden viele Argumente ausgetauscht: Parteizugehörigkeit, lokale Vernetzung, beruflicher Hintergrund. Doch ein entscheidender Aspekt geht in dieser Diskussion oft unter: die Führungserfahrung der Kandidierenden. Während die Parteizugehörigkeit in einem Gremium, das sich dem Wohl unserer Kinder verschrieben hat, eine untergeordnete Rolle spielen sollte, sind andere Qualitäten zentral: soziale Kompetenz, die Fähigkeit, Brücken zu bauen - und eben Führungskompetenz.


Stell Dir vor: Du wirst als Laie ins Schulpräsidium gewählt und sollst plötzlich ein Team von hochqualifizierten Bildungs- und Verwaltungsprofis führen. Eine Situation, die besondere Führungsqualitäten erfordert. In der Diskussion um dieses wichtige Amt wird oft die Frage aufgeworfen, ob Führungserfahrung wirklich notwendig sei. Die Antwort ist eindeutig: ja!


Die besondere Dynamik in der Schulführung


Was viele nicht wissen: Die Schulpflege ist ein vom Volk gewähltes Laiengremium. Ihre Mitglieder kommen aus verschiedenen Berufen und bringen unterschiedliche Erfahrungen mit. Sie führen ihr Amt meist im Nebenamt aus - und stehen hochprofessionellen Führungskräften gegenüber.


Eine besondere Herausforderung unseres Schulsystems liegt in seiner Struktur: Als gewählte Laien in der Schulpflege sind wir dafür verantwortlich, hochqualifizierte Fach- und Führungspersonen zu führen. Dies ist ein anspruchsvolles Unterfangen, das fundierte Führungserfahrung voraussetzt. Denn wie soll jemand eine Leitungsperson coachen und unterstützen, wenn er selbst noch nie Führungsverantwortung getragen hat?


Bemerkenswert ist dabei: Eine Schule ist durchgehend von Führungspersonen geprägt. Bereits Lehrpersonen werden zu Führungspersönlichkeiten ausgebildet - sie führen täglich selbständig ihre Klassen und prägen Kinder und Jugendliche. Schulleitungen wiederum führen ihre Teams von Lehrpersonen professionell an. Darüber stehen der Leiter Bildung und der Leiter Verwaltung als erfahrene Führungskräfte. Das Schulpräsidium führt diese höchste Leitungsstufe direkt - eine Aufgabe, die ohne eigene Führungserfahrung schwierig zu bewältigen ist.


Hinzu kommt eine bedeutende finanzielle Verantwortung: Mit einem Budget von 24 Millionen Franken und rund 300 Mitarbeitenden ist die Schule Pfäffikon eine der grösseren Organisationen innerhalb der Gemeinde. Diese Mittel gilt es, im Sinne einer qualitativ hochstehenden Bildung effizient und nachhaltig einzusetzen - eine weitere Führungsaufgabe, die Erfahrung und Weitblick erfordert.


Deshalb ist es umso wichtiger, dass Personen bereits Führungserfahrung mitbringen, wenn sie sich für ein solches Amt zur Verfügung stellen. Nur so kann das Milizsystem seine Stärken ausspielen und gleichzeitig den professionellen Anforderungen gerecht werden.


Führen auf Augenhöhe


Eine besondere Herausforderung liegt auch in der Führung des Schulpflegegremiums selbst. Anders als in klassischen Organisationen kann und soll hier nicht direktiv geführt werden - die Schulpflege funktioniert als demokratisches Gremium mit gleichberechtigten Mitgliedern. Dennoch braucht es eine Person, die den Überblick behält, die verschiedenen Kompetenzen gezielt einbindet und das Team in eine gemeinsame Richtung bewegt. Diese Art der partizipativen Führung erfordert besonderes Fingerspitzengefühl und Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen Führungsstilen.


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Was Führungserfahrung hier bedeutet


Führungserfahrung aus anderen Bereichen ist hier Gold wert. Lasst uns genauer betrachten, wie sich dies im Alltag zeigt:


Komplexe Situationen einschätzen


Wenn beispielsweise eine neue Schulraumplanung ansteht, müssen pädagogische Anforderungen, finanzielle Möglichkeiten und politische Realitäten unter einen Hut gebracht werden. Führungserfahrung hilft, diese verschiedenen Aspekte zu gewichten und zu einer tragfähigen Lösung zu kommen.


Die richtigen Fragen stellen


Erfahrene Führungskräfte wissen: Manchmal ist es wichtiger, die richtigen Fragen zu stellen als sofort Antworten zu haben. Wenn etwa die Schulleitung ein neues pädagogisches Konzept vorstellt, gilt es, konstruktiv-kritisch nachzufragen: Wie wirkt sich das auf die Schüler aus? Welche Ressourcen werden benötigt? Wie werden die Lehrpersonen einbezogen?


Experten-Empfehlungen kritisch hinterfragen


Profis kennen ihr Fachgebiet aus dem Effeff. Doch gerade deshalb braucht es manchmal den Blick von aussen. Eine erfahrene Führungsperson weiss, wann sie Expertenrat annehmen und wann sie ihn hinterfragen sollte - zum Beispiel wenn es um die Balance zwischen pädagogischen Wünschen und finanziellen Möglichkeiten geht.


Ein Gleichgewicht zwischen Vertrauen und Kontrolle finden


Das ist besonders wichtig in einer Organisation, wo man sich als Teilzeit-Führungskraft auf die Expertise der Profis verlassen muss. Führungserfahrung hilft zu erkennen, wo Vertrauen angebracht ist und wo genauer hingeschaut werden muss - etwa bei der Umsetzung strategischer Entscheide.


Professionell delegieren


Wer bereits geführt hat, weiss: Gutes Delegieren bedeutet nicht, Verantwortung abzuschieben. Es bedeutet, klare Rahmenbedingungen zu setzen und dann loszulassen. Das ist besonders wichtig, wenn man als Laie mit Profis zusammenarbeitet, die ihr Handwerk verstehen.


Fazit


Das Schulpräsidium ist eine einzigartige Führungsposition: Ein Milizamt mit hoher Verantwortung, das Professionalität mit demokratischer Kontrolle verbindet. Die Herausforderung, als Teilzeit-Führungskraft ein Team von Vollzeit-Profis zu leiten, erfordert besonderes Geschick. Führungserfahrung ist hier nicht nur hilfreich - sie ist essentiell, um diese anspruchsvolle Aufgabe zu meistern. Bei der Wahl sollte dieser Aspekt daher stärker gewichtet werden als parteipolitische Überlegungen.


Zur Autorin


Als ehemalige Führungskraft in einem internationalen Konzern und später als Unternehmerin bringe ich einen reichen Erfahrungsschatz in Sachen Führung mit. Diese Kombination aus Konzern-Expertise und unternehmerischem Denken bildet eine solide Basis für die komplexen Führungsaufgaben, die das Amt des Schulpräsidiums mit sich bringt.

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